Wie ist die Ausbildung als Pflegefachkraft? Wir haben mal nachgefragt.
Die Ausbildung ist der erste große Schritt den man als junger Mensch nach der Schule geht. Für uns als Pflegeeinrichtung ist es wiederum wichtig, dass unsere Pflegefachkräfte gut ausgebildet sind. Wir wollten wissen, wie es Azubis in unserer Einrichtung ergeht und was die Ausbildung in der Pflege mit sich bringt. Dafür haben wir uns zu einem lockeren Gespräch mit unserer Auszubildenden Domenice, Praxisanleiter Thomas und Bewohnerin Frau Jedzierski zusammengesetzt.
Wie lange leben Sie schon hier in der Einrichtung, Frau Jedzierski?
Frau Jedzierski: Ich bin schon zwei Jahre hier. Es ist kein Tag, wie der andere – aber wir machen hier wirklich das Beste daraus. [lacht]
Domenice, wie bist Du darauf gekommen die Ausbildung im Pflegebereich anzugehen?
Domenice: Meine beste Freundin arbeitet als Krankenschwester und hat immer wieder auch aus ihrem Alltag im Krankenhaus erzählt. Naja, und das hat auch bei mir das Interesse für einen sozialen Beruf geweckt und ich habe mich hier im ST. JAKOB beworben.
Hattest Du Bauchschmerzen, also Bedenken bei der Idee einen Pflegeberuf zu erlernen?
Domenice: Naja, es gibt ja schon ein paar Klischees. Vielen geht dabei ja zum Beispiel die Hilfe bei der Körperpflege der Bewohner*innen durch den Kopf. Allerdings dreht sich der Beruf ja nicht nur darum. Tatsächlich ist es so, dass man sich eben NICHT jeden Tag um Ausscheidungen kümmert. [lacht] Man hilft jeden Tag Menschen und unterstützt sie im Alltag. Da gehört sicher das ein oder andere dazu, vor allem gehe ich aber mit einem richtig guten Gefühl nach Hause.
Thomas, wie bist Du eigentlich zur Pflege gekommen?
Thomas: Über den Zivi. Ich war 1997 als Zivildienstleistender im Haus II tätig und wollte nach dem Zivi direkt in der Pflege bleiben. Ich war dann zunächst als Hilfskraft tätig und konnte nach kurzer Zeit eine Umschulung zum „Altenpfleger“ machen. ST. JAKOB hatte direkt den Kontakt zur Schule gesucht und sich dafür stark gemacht, dass ich den praktischen Anteil der Ausbildung hier absolvieren konnte. Uns so bin ich hier gelandet. [lacht]
Da bist Du ja ein richtiges „Pflege-Urgestein“ hier in Zittau.
Thomas: Ja, das kann man wirklich so sagen. [lacht]
Frau Jedzierski, können Sie sich an Ihre Ausbildung oder an die Zeit nach der Schule erinnern?
Frau Jedzierski: Naja, durch den Krieg war das zu unserer Zeit alles sehr durcheinander. Wir waren ja mal da und mal da – eine richtige Schule gab es für uns garnicht. Wir haben eben vom Leben gelernt – war eine lange Ausbildung.
Domenice, kannst Du Dich an Deine erste Woche hier im Pflegeheim erinnern?
Domenice: Ja, sehr gut sogar [lacht]. Es war wirklich ein schöner Einstieg. Ich wurde von der Pflegedienstleiterin mit einem Strauß Blumen begrüßt, mein Praxisanleiter war dabei und sogar die Heimleiterin hat mich Willkommen geheißen. Ich hatte gleich das Gefühl in das Team aufgenommen zu werden. Die erste Zeit war sehr ruhig aber bunt. Ich wurde überhaupt nicht ins „kalte Wasser“ geworfen.
In meinem Fall war es so, dass ich zum Beginn von der Schule aus eine Praxisaufgabe bekommen hatte. Ich sollte die Pflegeeinrichtung in der ich meine Ausbildung mache vorstellen. Das war wirklich gut, denn das Team hier hat mich direkt dabei unterstützt und ich hatte die erste Woche Zeit mich intensiv mit dem Pflegeheim auseinanderzusetzen. Das war schon toll und nicht jeder Mitschüler aus meiner Klasse hatte von so einem Start erzählt.
Dein Praxisanleiter war also auch direkt zu Beginn schon dabei. Thomas, was sind denn Deine Aufgaben als Praxisanleiter?
Thomas: In erster Linie begleite ich die Auszubildenden während ihrer Praxiszeit hier in der Einrichtung. Es ist ja so, dass mindestens 10% der gesamten praktischen Ausbildung durch einen Praxisanleiter begleitet werden müssen. Das ist schon eine tolle Sache für Azubis in der Pflege. Ich bin aber auch zuständig für die Bewertung der praktischen Arbeit der Auszubildenden.
Du bist also im Prinzip DER Ansprechpartner für die Auszubildenden?
Thomas: Genau, durch mich als Praxisanleiter haben unsere Azubis immer einen festen Ansprechpartner. Aber auch die Schulen kontaktieren mich als einen der ersten Ansprechpartner, wenn es etwas über die Ausbildung zu besprechen gibt.
Als Auszubildende hat man also einen praktischen Anteil im Pflegeheim und einen theoretischen Anteil in der Schule?
Thomas: Richtig! Dazu kommen aber noch zwei externe Praktika in der mobilen Pflege und im Klinikum.
Domenice: Als Auszubildende im Pflegebereich absolviere ich neben der praktischen Arbeit hier im ST. JAKOB noch Praxisanteile im Klinikum, in der mobilen Pflege und in der akuten Langzeitpflege. Dazu kommen noch jeweils drei Wochen praktische Arbeit in der Pädiatrie, also der Kinderheilkunde und drei Wochen in der Psychatrie.
Frau Jedzierski, unter uns gefragt – wie anstrengend ist es denn mit unseren Auszubildenden?
Frau Jedzierski: Ach nein, anstrengend ist das überhaupt nicht. Man muss halt ein bisschen Hand in Hand gehen und dann kommt man gut miteinander aus. Bisher sind alle wirklich freundlich und vorsichtig gewesen. Es kommt ja auch immer darauf an, wie man sich selber gibt. [lacht]
Thomas, was macht die ST. JAKOB-Pflegeeinrichtungen für Dich zu einem guten Ort für die Ausbildung in einem Pflegeberuf?
Thomas: Vor allem die Begleitung während der Praxiszeiten ist für unsere Azubis eine wichtige Sache. Es wird eben niemand ins „kalte Wasser“ geworfen, wie Domenice vorhin schon sagte. Die Auszubildenden sind bei uns immer ZUSÄTZLICH in den Dienstplan eingetragen. Das nimmt viel Druck raus und der Fokus bleibt damit eben auf der Ausbildung. Wenn also sechs Pflegekräfte hier im Haus eingeteilt sind, ist Domenice als siebente zusätzlich, neben mir, als Praxisanleiter eingeteilt.
Das ist schon ein bisschen Luxus. Wir sind eben eine städtische Einrichtung und das bringt, bezogen auf die Personalsituation schon eine gewisse Geborgenheit mit sich.
Deine Ausbildung endet ja im kommenden Jahr, Domenice. Wie geht es dann weiter?
Domenice: Ganz klar, ich möchte hier bleiben.
Thomas: Es ist ja tatsächlich einer der Grundsätze der ST. JAKOB-Pflegeeinrichtungen, dass die Auszubildenden in den regulären Betrieb übernommen werden. In einem fließenden Übergang, um es so zu sagen.
Domenice: Genau, wir haben schon direkt beim Bewerbungsgespräch darüber gesprochen, dass es das Ziel ist, nach der Ausbildung im Unternehmen zu bleiben.
Die Arbeit in der Pflege gefällt Dir also nach wie vor?
Domenice: Ja, auf jeden Fall. Das schöne an dieser Ausbildung ist ja auch, dass es noch eine Menge Möglichkeiten zur Fortbildung und Spezialisierung gibt. Also selbst, wenn es irgendwann in der Zukunft mal „langweilig“ werden sollte kann ich auf meiner Ausbildung aufbauen und einen Schritt weiter gehen. Aber momentan kann ich mir wirklich nicht vorstellen, etwas anderes machen zu wollen.
Als Bewohnerin kennen Sie Ihre Bedürfnisse am besten, Frau Jedzierski. Was muss Ihrer Meinung nach ein junger Mensch mitbringen um in der Pflege zu arbeiten?
Frau Jedzierski: Die (Pflegekräfte) haben es ja nicht immer ganz einfach mit uns. Man braucht sicherlich etwas Geduld. Naja, und ein bisschen Kraft vielleicht. [lacht]
Aus der Sicht einer Auszubildenden und eines Praxisanleiters, was sollte man für eine Ausbildung im Pflegebereich mitbringen?
Domenice: Man sollte auf jeden Fall gesprächig sein und gern kommunizieren wollen. Den ein oder anderen Tag sollte man auch mal mit etwas Stress umgehen können, aber das ist sicher nicht mehr der Fall, wie in jeder anderen Ausbildung auch. Klar, das Interesse für einen sozialen Beruf muss natürlich als allererstes vorhanden sein.
Thomas: Zuerst einmal brauchen sie die Bereitschaft älteren Menschen bei der Bewältigung Ihres Alltags helfen zu wollen und dazu gehört eben auch Einfühlungsvermögen. Die Fähigkeit, offen und ehrlich Probleme ansprechen zu können hilft im Pflegealltag enorm. Auch Teamfähigkeit ist wichtig. Die Arbeit in einem Pflegeberuf ist immer eine Gemeinschaftsaufgabe.
Wächst man hier im Pflegeheim schnell zu einem guten Team zusammen?
Thomas: Tatsächlich freue ich mich immer wieder darauf aus dem Urlaub zurück zu kommen. [lacht]
Domenice: Auch als Auszubildende wird man hier von Beginn an Teil des Teams und wird bei bestimmten Dingen nach seiner Meinung gefragt. Ich hatte zum Beispiel nie das Gefühl kein gleichwertiges Mitglied des Teams zu sein.
Thomas: Das ist eben auch ein Teil der Idee, dass die Auszubildenden die zukünftigen Pflegefachkräfte hier im Heim sein werden und sich von Anfang an auch als Team identifizieren sollen. Dazu gehört auch, dass es ab und an Aufgaben gibt in denen man schon ein bisschen die Verantwortung einer Fachkraft übernimmt und ich beobachtend dabei bin. Kommen dann Fragen auf können diese gleich beantwortet werden. So wird der Azubi schon auf den fließenden Übergang zum späteren Berufsleben hier in der Einrichtung vorbereitet.
Welche Momente sind denn für Auszubildende besonders spannend?
Thomas: Naja, besonders spannend ist es natürlich dann, wenn es mal zu Notversorgungen kommt. Das ist sicher nicht das schönste, aber ich glaube das gehört zu den spannendsten Momenten während der Ausbildung und es gehört eben auch zur Pflege dazu.
Domenice: Es gibt aber auch eine Menge lustiger Momente. Wenn sich zwei sehr vergessliche Bewohner*innen streiten kann das schon amüsant sein. Man muss eben akzeptieren, dass sich das Verhalten im Alter verändert und dabei hilft Humor schon sehr.
Thomas: Ja, das macht die Zusammenarbeit zwischen Pflegenden und Bewohner*innen auf jeden Fall einfacher. Man lacht schon viel gemeinsam.
Frau Jedzierski: Sie müssen ja auch bedenken, dass sich hier viele Menschen garnicht kennen. Da hilft Lachen im Alltag schon sehr.
Domenice: Auch der medizinische Teil der Ausbildung ist sehr spannend. Wir lernen ja, wie man Spritzen gibt, Blut abnimmt oder Zugänge legt.
Thomas, was ist für Dich das spannende an der engen Zusammenarbeit mit den Auszubildenden?
Thomas: Ich denke ja beinahe jeden Tag an meine eigenen Ausbildung zurück und muss häufig in die alten Aufzeichnungen schauen. Ich muss die alten Ordner herausholen und immer wieder nachlesen, was in der jeweiligen Ausbildungszeit gerade wichtig ist. Das hilft dabei das vor Jahren gelernte Wissen frisch im Kopf zu behalten. [lacht]