Pflegefinanzierung – Pflegegrade, Zuschüsse, Fragen

Wer Pflege benötigt oder als Angehöriger Pflege leistet, muss sich nicht allein gelassen fühlen. Die Pflegeversicherung bietet einige Leistungen zur Unterstützung im Pflegefall. Egal ob Zuhause oder im Heim – es gibt für die meisten Pflegearten die Möglichkeit Zuschüsse und Unterstützung zu beantragen.

So ist es zum Bespiel möglich Tages- oder Nachtpflege oder Kurzzeit- oder Verhinderungspflege in Anspruch zu nehmen. Auch pflegende Angehörige sollen bestmöglich unterstützt werden. Sie sind während der Pflege sozial abgesichert und können zeitweise von ihrer beruflichen Tätigkeit ohne finanzielle Nachteile freigestellt werden.

Wenn die Unterbringung in einem Pflegeheim unumgänglich wird übernimmt die Pflegeversicherung anteilig die Kosten, die je nach Pflegegrad unterschiedlich hoch ausfällt. [1]

Der erste Schritt ist die Beantragung eines Pflegegrades. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: formlos schriftlich per Brief oder Formular, telefonisch oder mit Unterstützung unseres Sozialen Dienstes.

Von der Pflegekasse erhalten Sie ein Formular per Post. Dieses muss ausgefüllt und vom Antragsteller bzw. seinem Bevollmächtigten unterschrieben werden. Nachdem Sie dieses Formular eingereicht haben wird sich ein Gutachter bei Ihnen melden und einen Termin vor Ort mit Ihnen vereinbaren. Dieser Gutachter kommt entweder vom Medizinischen Dienst (bei gesetzlich Versicherten) oder Medicproof (bei privat Versicherten) und stellt nach einem Punktesystem fest in welchen Pflegegrad die pflegebedürftige Person eingeteilt werden kann.

Die Pflegekasse ist danach verpflichtet Ihnen innerhalb von 25 Arbeitstagen schriftlich mitzuteilen ob und welcher Pflegegrad zugewiesen wird. Sollte fälschlicherweise kein Pflegegrad zugewiesen werden oder ein zu geringer Pflegegrad anerkannt worden sein, so können Sie innerhalb von vier Wochen schriftlich Widerspruch einreichen. [2]

1. Mobilität: Wie selbstständig bewegt sich die pflegebedürftige Person fort, kann sich halten, aufrecht sitzen und Treppen steigen?
2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten: Kann sich die pflegebedürftige Person im Alltag noch örtlich und zeitlich orientieren? Kann er für sich selbst Entscheidungen treffen, Risiken erkennen, Gespräche führen und seine Bedürfnisse mitteilen?
3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen: Wie oft benötigt die pflegebedürftige Person Hilfe wegen psychischer Probleme wie aggressivem oder ängstlichen Verhalten? Leidet er unter Wahnvorstellungen oder beschädigt Gegenstände?
4. Selbstversorgung: Wie selbstständig kann sich die pflegebedürftige Person noch täglich selbst waschen, pflegen und ernähren?
5. Bewältigung und selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen: Welche Hilfen benötigt die pflegebedürftige Person beim Umgang mit Krankheit, Therapien und Behandlungen wie z. B. bei Dialyse oder Verbandswechsel?
6. Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte: Wie selbstständig kann die pflegebedürftige Person noch seinen Tagesablauf planen, sich selbst beschäftigen oder Kontakte pflegen?

Die bis zu 16 Kriterien innerhalb der sechs Module fließen unterschiedlich schwer in die Bewertung ein :
Modul 1 mit 10%,
Modul 2 mit 7,5%,
Modul 3 mit 7,5%,
Modul 4 mit 40%,
Modul 5 mit 20% und
Modul 6 mit 15%. [2]

Schon vor der Pflegereform im Jahr 2017 hat die Einordnung in verschiedene Pflegestufen für viele Fragen gesorgt. Aus drei Pflegestufen sind dann im Jahr 2017 die aktuell geltenden fünf Pflegegrade geworden:

Pflegegrad 1: geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit (12,5 bis unter 27 Punkte)
Pflegegrad 2: erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit (27 bis unter 47,5 Punkte)
Pflegegrad 3: schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit (47,5 bis unter 70 Punkte)
Pflegegrad 4: schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit (70 bis unter 90 Punkte)
Pflegegrad 5: schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit mit besonderen Anforderungen für die pflegerische Versorgung (90 bis 100 Punkte)

Wählen Pflegebedürftige des Pflegegrades 1 vollstationäre Pflege (was selten vorkommt, da diese Menschen in der Regel gut zu Hause – eventuell mit etwas Unterstützung – zurechtkommen), bekämen sie einen Zuschuss in Höhe von 125 Euro monatlich. Im Pflegegrad 2 zahlt die Pflegekasse 770 Euro, im Pflegegrad 3 1.262 Euro, im Pflegegrad 4 1.775 Euro und im Pflegegrad 5 2.005 Euro.

Wenn die Leistungen der Pflegeversicherung und die Rentenbezüge sowie das Vermögen nicht ausreichen, haben Pflegebedürftige einen Anspruch auf Hilfe zur Pflege. Diese Leistungen werden bedarfsdeckend erbracht. Der verbleibende Betrag kann also bis zur vollen Höhe vom Sozialhilfeträger übernommen werden, sofern nicht unterhaltsverpflichtete Angehörige in Anspruch genommen werden. Unterhaltsverpflichtete Angehörige können aber erst dann finanziell in Anspruch genommen werden, wenn ihr jährliches Bruttoeinkommen den Betrag von 100.000 Euro übersteigt. Auf das Vermögen der Angehörigen kommt es dabei nicht an. Das gilt nicht für Ehepaare, die in einem gemeinsamen Haushalt leben. In diesem Fall ist das Einkommen beider Ehegatten bei der Frage einer eventuellen Bedürftigkeit zu berücksichtigen. Dies gilt für die ambulante Hilfe im häuslichen Bereich ebenso wie für die teilstationäre Hilfe in einer Tagespflegestätte und für die vollstationäre Pflege in einem Heim. [1]