ADL-Training – damit der Alltag alltäglich bleiben kann

Eine Frau schält einen roten Apfel am Küchentisch.
Selbst einfache Handlungen, wie das Schälen eines Apfels, sollten im Alter trainiert werden.

In einer kleinen Frauenrunde konnten unsere Bewohnerinnen am Vormittag einer altbekannten Haushaltstätigkeit nachgehen: Wäsche sortieren und zusammenlegen. Eine Arbeit, die heute in Pflegeeinrichtungen meist von Mitarbeiterinnen oder Maschinen übernommen wird – doch früher gehörte sie zum festen Alltag unserer Bewohnerinnen.

Mit viel Geschick und Übung falteten unsere Bewohnerinnen die Wäsche und genossen dabei das gesellige Beisammensein. Ein Becher Eierlikör sorgte für die passende Motivation und rundete die gemeinsame Aktivität ab. Doch hinter dieser scheinbar einfachen Aufgabe steckt mehr: Wäsche sortieren und falten ist ein klassisches Beispiel für das sogenannte ADL-Training – ein Ansatz, der Menschen dabei unterstützt, alltägliche Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten.

Was ist ADL-Training und warum ist es so wichtig?

ADL steht für „Activities of Daily Living“, also die Aktivitäten des täglichen Lebens. Sie umfassen grundlegende Aufgaben wie Essen, Körperpflege, Anziehen oder Arbeiten im Haushalt – kurz gesagt: all das, was wir tun, um uns selbst zu versorgen. Für viele von uns sind diese Tätigkeiten selbstverständlich, doch im Alter oder durch Krankheiten können sie immer schwerer fallen.

Hier setzt das ADL-Training an. Es hilft Menschen, ihre Fähigkeiten zu erhalten oder – falls notwendig – neu zu erlernen. Denn was wir oft unterschätzen: Selbst einfache Alltagsaufgaben erfordern ein komplexes Zusammenspiel von Körper und Geist.

Ein Beispiel? Für das Schälen eines Apfels benötigt man:

  • ein sicheres Greifen des Apfels
  • die richtige Hand-Augen-Koordination
  • die Fähigkeit, das Messer sicher zu führen
  • die kognitive Verarbeitung, um beim Schneiden den richtigen Druck auszuüben

Wenn mit dem Alter das Sehvermögen nachlässt, die Feinmotorik unsicherer wird oder kognitive Fähigkeiten abnehmen, können selbst solche scheinbar simplen Aufgaben zur Herausforderung werden.

Wie funktioniert ADL-Training?

Das ADL-Training setzt auf verschiedene Methoden, um die Selbstständigkeit zu fördern:
Motorisches Training: Übungen zur Verbesserung der Fein- und Grobmotorik, um gezielte Bewegungen sicher auszuführen.
Kognitive Förderung: Aufgaben zur Unterstützung von Gedächtnis, Konzentration und Problemlösungsfähigkeit.
Wohnraumanpassungen: Kleine Veränderungen wie Haltegriffe oder erhöhte Sitzgelegenheiten, um den Alltag zu erleichtern.

Das Training kann auf die individuellen Anforderungen unserer Bewohner*innen angepasst werden. Zum Beispiel durch gemeinsames Backen, um Erinnerungen und den Umgang mit Zutaten und Utensilien zu fördern, oder durch Wäsche sortieren, um Sehen, Spüren und Denken in Einklang zu bringen.

Kleine Schritte mit großer Wirkung

ADL-Training ist weit mehr als nur eine Beschäftigung – es ist ein wichtiger Bestandteil für den Erhalt der Selbstständigkeit und damit auch der Lebensqualität. Denn jeder Mensch verdient es, so lange wie möglich selbstbestimmt am Alltag teilzuhaben.

In unserer Einrichtungen legen wir großen Wert darauf, genau diese Fähigkeiten zu fördern – mit viel Geduld, gezielten Übungen und einer Portion Freude am Tun. Denn der Alltag sollte so alltäglich wie möglich bleiben – und das am besten mit etwas Heiterkeit und einem Lächeln.